Amélie Hentschel wurde in Paris geboren und ist auch dort aufgewachsen. Nachdem sie Fashiondesign in LISAA in Paris und im Central College St. Martins Kunst & Design in London studiert hat, hat sie mit verschiedenen englischen und französischen Designern zusammengearbeitet, unter anderem Roland Mouret. Im März 2010 gründete sie ihr eigenes Label AH310, das unter anderem ihre handgemachten Caps und eine Frauenkollektion beinhaltet.
Wie bist Du auf die Idee gekommen alte T-Shirts zu recyceln?
Jeder hat ein paar ausgewaschene Shirts im Schrank, von denen man sich aber wegen ihrer denkwürdigen Geschichte oder den Erinnerungen, die man mit ihnen assoziiert, nicht trennen will. Ein Stück aus der Vergangenheit zu einem praktischen, alltagstauglichen Accessoire umzuwandeln, lag also auf der Hand. Um die Menschen und ihre Geschichten zu verbinden, verwende ich ein Teil des alten Shirts um die Rückseite des Schilds der Mütze zu entwerfen. Das macht stabil und die Mütze noch individueller.
Warum hast Du dich entschieden Mützen zu machen? Hätte es nicht jedes andere Kleidungsstück sein können?
T-Shirts und Mützen haben beide eine simple Form und ein einfaches Design und sind beide sehr praktisch. Es sind auch beides Klassiker.
Und warum Fahrradmützen? Fährst Du sehr oft mit dem Rad?
Ich mag es, aber vor allem mein Mann ist ein leidenschaftlicher Radfahrer. Die erste handgemachte Mütze war ein Geburtstagsgeschenk für ihn.
Wie kann man sein Lieblingsshirt in eine Mütze umwandeln? Kann man dich einfach kontaktieren und was kostet es?
Um zu bestellen, schreibt man mir einfach eine E-Mail mit den Maßen des Kopfumfangs an amelie@ah310.com. Anschließend schickt man das Shirt an meine Adresse und nach einigen Tagen bekommt man seine persönliche Mütze. Da alles handgemacht wird, kostet es 45 Euro pro Mütze.
Wie viele Anfragen bekommst Du pro Monat?
Das hängt von der Saison ab – von einer bis sechs und noch viel mehr. Im Sommer und kurz vor Weihnachten gibt es sehr viel zu tun.
Hast Du jemals darüber nachgedacht, Deine Kollektion zu erweitern und noch mehr Kleidungsstücke aus alten Shirts herzustellen?
Als mein ältester Sohn geboren wurde, nähte ich aus alten Shirts Babykleidung: So können Väter aus ihrem Lieblingsshirt einen Babystrampler bekommen.
Neben den Mützen designst Du auch Kleidung. Was zeichnet Deine Kollektion aus?
Raffinierte Einfachheit, markante Linien und funktionaler Stil in Kombination mit exklusiven Stoffen.
Das steht im kompletten Gegensatz zu den Mützen. Wie passt das zusammen?
Es mag vielleicht sehr unterschiedlich erscheinen, aber beide Konzepte haben ihren Gemeinsamkeiten: Beide beinhalten maßgeschneiderte und handgemachte Einzelstücke, die sich sehr lange halten und stylisch und gleichzeitig bequem sind. Manche Kunden tragen die Sachen sogar zusammen.
Du bist in Paris aufgewachsen, hast für sechs Jahre in London gelebt und wohnst und arbeitest jetzt in Karlsruhe – eine eher ungewöhnliche Entwicklung für einen Modedesigner. Wie kam es dazu?
In der Tat! Nachdem ich in Paris und London studiert und gearbeitet habe, bin ich aus persönlichen Gründen nach Karlsruhe gezogen. Metropolen sind für eine gewisse Zeit großartig, aber ich wollte, dass meine Familie in einer anderen Umgebung aufwächst. Nachdem ich dann genug Erfahrung gesammelt habe, um mein eigenen Label zu gründen, nutzte ich die Chance und bin immer noch sehr glücklich mit der Entscheidung.