„Mein Erstgeborenes“ Die Kunst des Skibaus in Österreich – Eine DIY Geschichte
Ich erinnere mich sehr gut an das erste neue Skipaar, das ich je bekam. In dem Jahr war es auf jeden Fall das beste Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Und einmal anprobiert, wollte ich sie natürlich nicht mehr abnehmen und furh somit auf dem Wohnzimmerteppich den ganzen Abend auf und ab und träumte von verschneiten Tagen.
Zwei Jahrzehnte später. Es ist ein kalter Wintertag als ich mich hinsetze, um diese Geschichte zu schreiben, meinen Schreibtisch und den Rest des Raumes, in dem ein Paar Skier gegen die Wand lehnen, überblickend. Sie sind die besten und schönsten Holzskiern, die ich mir vorstellen kann. Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Sie sind mein Weihnachtsgeschenk für mich. Von mir gemacht…
… Mit ein wenig Hilfe von meinen Freunden in Österreich. Das allein zu tun, klingt regelrecht unmöglicht, gehört für Michael, Peter und der Skibauer-Crew aus Innsbruck, Tirol, allerdings zum Alltag. Michael, Gründer und Mitinhaber der Firma SPURart, ist selbst ein begeisterter Skifahrer und ist seit mehr als 10 Jahren im Skitest Geschäft. Auf der Suche nach Perfektion begann er zu experimentieren und baute seine eigenen Skier. Bald darauf gründete er die Firma. Heutzutage ist die Produktpalette um einiges gewachsen und die Qualität verbessert sich mit jedem Ski, der die Workshop verlässt.
Hands-on
Der Skibau Workshop dauert zwei aufeinanderfolgende Tage. Wir beginnen indem wir die Ränder biegen, um die Form der Lauffläche zu gestalten. Mit dem Gedanken, dass man sein eigenes paar Skier baut, im Hinterkopf,scheint es so, als würden alle Anwesenden besonders darauf achten, alles richtig zu machen. Kurz danach beginnen wir damit, eine Schicht nach der anderen zu laminieren und den Holzkern passend zu kleben.“Der Kern ist das Herz und die Seele des Skis und darum vertrauen wir auf Mutter Natur, um die beste Qualität zu erhalten“, erklärt Michael.
Das obere Blatt kommt zuletzt, darauf wird am Ende das Design zu sehen sein. Obwohl große Abzüge möglich sind, bevorzugen die meisten der Workshop-Teilnehmer eine Holzfurnieroberfläche – durch Lasergravuren extra fancy gestaltet. Ich entscheide mich für die unberührte Holzoptik.
Nachdem alle Schichten zusammengeklebt wurden, benötigen die Skier etwas Ruhe. Über Nacht werden die Skier in den Ofen gepackt – um sprichwörtlich zu backen – da das Harz nur bei einer bestimmten Temperatur aushärtet.
Am nächsten Morgen ist es an der Zeit die Skier aus dem Ofen zu holen und die versiegelten Verpackungen zu öffnen, um zu sehen, wie unsere Skier geworden sind. Einer nach dem anderen schneiden wir die Skier mithilfe einer elektrischen Stichsäge zurecht und schleifen sie danach in Form. Zuerst mithilfe der Schleifmaschine, dann per Hand.
Es scheint unwirklich, aber ganz plötzlich werden diese Schichten aus Holz, Glasfaser und Harz zu einem richtigen Paar Ski. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sie in einer kommerziellen Fabrik gebaut worden waren. Alles, was ihnen jetzt noch fehlt, ist das Fertigschleifen und ein Kantentuning durch einen Profi.
Eine Woche später bin ich auf einen Berg, um das Skifahren mit meinen neuen Ski zu üben. Im Gegensatz zu meinem meiner, im Laden gekauften Snowboards, fühle ich, dass es etwas Besonderse ist, mit seinen selberthergestellten Ski zu fahren. Einschließlich der Tatsache, dass, wenn ich gefragt werde, welche Marke meine Ski sind, ich sagen kann: meine!
Skibau Workshops : Starten bei 790€ (plus Furnier + optionale Lasergravuren)
Wenn du hingehst:
Innsbruck ist eine großartige Stadt für ein Wochenende! Genieße nach dem ersten Tag des Workshops einen Drink an der Bar 360° (Rathausgalerien, 7. Stock) und anschließend ein leckeres vegetarisches Abendessen im Olive (Leopoldstraße 36). Feiere jedoch nicht zu hart, denn du hast noch etwas Arbeit vor dir am nächsten Tag! Nachdem du mit dem Workshop fertig bist, hast du vielleicht noch die Zeit von oben auf die Stadt zu blicken. Nahe des Studios ist eine Seilbahn, die dich in nur Acht Minuten hoch zur Nordkette bringt.