Karneval: Die fünfte Jahreszeit
Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor 5.000 Jahren in Mesopotamien gefeiert und auch im Mittelalter war das ausgelassene Feiern und Verkleiden vor Beginn der entbehrungsreichen Fastenzeit weit verbreitet und überaus beliebt. Heute existiert der Karneval weltweit in den verschiedensten Variationen und teilt die Menschen vor allem in zwei Gruppen. Auf der einen Seite die Verkleidungsfans, immer auf der Suche nach einem ausgefallenen Kostüm und in heller Vorfreude auf die Karnevalssaison. Auf der anderen Seite die Karnevalsverächter, oder schlicht und einfach Menschen, die mit dem ganzen Tamtam nichts anfangen können. Für Letztere bleibt oftmals nur der Einsatz von Ohrstöpseln, Schlaftabletten und verdunkelte Fenster als Ausweichmöglichkeit. Da das aber niemand die ganze Karnevalssaison durchhält, hilft eigentlich nur die Flucht nach vorne. Also: Maske raus und rein in die glitzernde Arena der guten Laune.
Kölner Karneval, Deutschland
4. – 10. Februar 2016
Seit dem Mittelalter hat der Abend vor der österlichen Fastenzeit in Köln zu heftigen Ausschweifungen geführt. Damals war der ganze Ulk noch auf drei Tage begrenzt, trotzdem verstand es die Stadt am Rhein bereits ihren Ruf als Karnevalshochburg zu manifestieren. 1341 waren die Feierlichkeiten wohl so exzessiv und unkontrollierbar geworden, dass der Stadtrat beschloss, diese nicht mehr mit Geldern aus der Stadtkasse zu finanzieren. Heute packt die Stadt wieder kräftig mit an, immerhin ist der Karneval ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Karnevalssaison am Rhein wird ganz offiziell am 11.11. um 11:11 Uhr auf dem Kölner Alter Markt ausgerufen. Von diesem Tag an steuern die festlichen Aktivitäten schrittweise auf die große einwöchige Party zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch im Februar zu. Während die Weihnachtszeit noch ruhig verläuft, finden im Januar zahlreiche Karnevalssitzungen und Karnevalsbälle statt. Am Donnerstag vor Aschermittwoch läutet die Weiberfastnacht dann die Eröffnung des Straßenkarnevals ein und es gibt kein Halten mehr. Die sogenannten Jecken feiern von da an auf der Straße, in den Kneipen und zu Hause, mit Kostümen und Alkohol in allen Farben und Formen. Teil des Karnevalsbrauchtums in Köln ist es, dass die Frauen an diesem Tag den Männern die Krawatten als Symbol der männlichen Macht abschneiden.
Höhepunkt des Kölner Karnevals ist der Rosenmontagszug. Der seit 1823 veranstaltete „Zoch“ ist der älteste und größte Karnevalsumzug in Deutschland. Mit einer Länge von ca. acht Kilometern lockt er jedes Jahr hunderttausende Zuschauer an, die die kostümierten Fußgruppen, Musikkapellen und eindrucksvollen Festwagen bestaunen – und natürlich auch versuchen etwas von den etwa 300 Tonnen Süßigkeiten abzugreifen, die während der Parade verteilt werden. Der Ursprung des exzessive Verteilens von Süßigkeiten, der sogenannten Kamelle, ist wahrscheinlich der dem Karneval folgenden Fastenzeit geschuldet. Vor Beginn kann also kalorientechnisch noch einmal ordentlich hingelangt werden.
Karneval in Rio de Janeiro, Brasilien
3. – 10. Februar 2016
Der weltberühmte Karneval in der Metropole rund um den Zuckerhut ist ein Fest der Superlative: Ein kostenloser Rausch aus Musik, Shows und jeder Menge Alkohol. Die farbenfrohen, ausgelassenen Straßenfaste und Paraden bieten so viel Samba, dass man gar nicht hinterherkommt mit dem Feiern. Seinen Ursprung hat die größte Party der Welt in Portugal, von wo im 17. Jahrhundert die ausgelassenen Feierlichkeiten vor dem Einläuten der Fastenzeit unter dem Namen Entrodu nach Brasilien gelangten. Die Megaparty beginnt offiziell am Freitag vor Aschermittwoch. Höhepunkt ist die Parade der Sambaschulen, die tanzend und bunt verkleidet durch das eigens dafür errichtete Sambódromo ziehen. Jede Escola de Samba wählt jährlich ein bestimmtes Thema, auf das die Kostüme abgestimmt, die Tänze einstudiert und Festwagen geschmückt werden. Und weil Fußball genauso geliebt wird wie der Karneval, werden die Sambaschulen in insgesamt vier Ligen aufgeteilt. An der Spitze steht die Grupo Especial, der die aktuell zwölf besten Schulen angehören. Der Sieger der Parade erhält einen Geldpreis, fast noch wichtiger ist jedoch die Ehre, Mitglied einer Gewinnerschule zu sein. Viele Frauen, die durch das Sambódromo tanzen, haben das ganze Jahr über hart gearbeitet und für das Kostüm gespart, das sie dann lediglich einmal für die Parade tragen. Die Umzüge beginnen immer um 21 Uhr und dauern ganze zehn Stunden pro Festtag. Wer hier nicht genug Feiern kann, der wird nirgendswo genug feiern.
Karneval in Venedig, Italien
30. Januar – 09. Februar 2016
Die Idee, sich hinter einer Maske zu verstecken, ist altbewährt und auch in Hollywood weiterhin ein Dauerbrenner. Doch während Batman und Co. bei vielen Karnevalsumzügen rund um die Welt oft und gern gesehene Gäste sind, bleibt Venedig sich treu, zumindest was die Verkleidungen betrifft. Und das schon seit langem: Die Ursprünge des Festes gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Ausgehend von den italienischen Fürstenhöfen entwickelten sich seit dem Spätmittelalter immer prunkvollere und aufwändigere Formen des Karnevals. Bereits eine Woche vor Fastnacht verwandelt sich die Lagunenstadt in einen einzigen prachtvollen Maskenball und dient als märchenhafte Kulisse für glitzernde Kleider und verspielte venezianische Masken. Glamour und Prunk stehen hier im Vordergrund. Das hat den historischen Karneval in Venedig – rein vom optischen Standpunkt – zum bekanntesten Faschingsfest der Welt gemacht. Daneben ist er auch für seine Tierkämpfe, Herkules-Spiele und Feuerwerke bekannt.
Offizieller Beginn des venezianischen Karnevals ist der Sonntag zehn Tage vor Aschermittwoch. Die Feierlichkeiten werden mit dem Volo dell’angelo, dem sogenannten Engelsflug eröffnet. Ein Artist schwebt dabei an einem Stahlseil vom Glockenturm, dem 99 Meter hohen Campanile, herab über den Markusplatz.
Auf den Kanälen fahren geschmückte Gondeln und aufblasbare Kunstwerke, die nachts beleuchtet werden und für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.
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