Über Stock und über Steine, mein Enduro bricht mir nie die Beine
MEIN UNGEWÖHNLICHES HOBBY: DIE WELT AUF ZWEI RÄDERN.
ÜBER DIE ENDURO-ERFAHRUNG AUF UND NEBEN DER RENNSTRECKE
Extreme Enduro – Worum es geht
Die einen sagen, es geht um Mensch gegen Maschine; die anderen beschreiben es als die größte Herausforderung für Körper und Können. Aber mehr als alles andere bringt die extrem technische Dauerfahrt auf einem Motorrad Körper und Geist an ihre Grenzen. Anders als beim Motorcross geht es beim Enduro über natürliches, oft unvorhersehbares und raues Gelände. Die Hindernisse sind meistens nicht von Menschen gemacht und jedes Mal anders: Riesige Baumstämme und tiefe Schluchten, Steinfelder oder hüfthohe Gewässer – Extreme Enduro führt die Fahrer über Pisten, auf denen Normalsterbliche nicht mal zu Fuß gehen würden. Warum nimmt man diese Folter also freiwillig in Kauf?
Die Mutter des Extreme Enduro
Es begann vor ungefähr fünfzig Jahren im bergigen Königreich von Lesotho, dem höchstgelegenen Land der Welt. Dort entstand ein Rennen namens „Roof of Africa“: Ein dreitägiges Dauer-Event mit Strecken von 150 bis 200 Kilometern über mörderisches Gelände in einer atemberaubenden und einsamen Landschaft. Die Strecke klettert stellenweise auf bis zu 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Leidenschaft für diesen Sport verbreitete sich wie ein Virus. Seitdem gibt es immer mehr Extreme-Enduro-Rennen.
Meine eigene Enduro-Sucht begann 2009: Ich war Track Marshal bei RedBull Romaniacs, einem Fünftagerennen bei Sibiu im Herzen Transsylvaniens in Rumänien. Der historische Stadtkern von Sibiu wird dann zum Action-Spielplatz für Hunderte von Adrenalinsüchtigen. Die Aufregung liegt fast greifbar in der Luft. Abenteuergeist mit dem Geruch und Geräusch eines Zweitakters – in diese Kombination habe ich mich sofort verliebt.
Wenn das Rennen losgeht, ist das auch der Startschuss für schier endlose Geschichten von erschöpften Hobby-Fahrern, die gerade den größten Spaß und die größte Qual ihres Lebens erfahren haben. Genauso freundet man sich mit Weltklassefahrern an, die am Ende eines langen, harten Tages dankbar einen Schluck aus deiner kühlen Wasserflasche nehmen. Sogar als Zuschauer oder Unterstützer hält man meistens mit den Fahrern mit und folgt ihnen auf einige der unglaublichen Strecken.
Enduro-Rennen finden nicht einfach auf irgendeinem Trampelpfad statt. Jede Tagesstrecke ist sorgfältig geplant. Ein illustres Team aus professionellen Track Managern wählt und markiert im Voraus bis zu 1200 Kilometer Strecke. Diese Pfade liegen manchmal weit, weit weg von der Zivilisation: Sie führen über atemberaubende Bergrücken, durch dunkle, neblige Wälder in wahnsinnig steile Schluchten oder auf episch wirkende Berggipfel. Die versteckten Ecken der Natur auf zwei Rädern erkunden – eine Entdeckungsreise mit Nervenkitzel.
Vom Meer zum Himmel
Das Rennen RedBull Sea to Sky ist bekannt als „das angenehmste Extreme Enduro“. Jedes Jahr im Herbst versammeln sich um die 300 Wettstreiter aus ganz Europa, Neuseeland und Australien an der malerischen Küste der türkischen Riviera mit dem Ziel, den 2365 Meter hohen Gipfel des Bergs Tahtali zu bezwingen. Die Dreitagesschlacht beginnt direkt am Strand. Hier warten die sonnenverbrannten Touristen bereits ungeduldig auf das Heulen der Motoren und darauf, dass das Rennen beginnt. Bei Enduro geht es nicht immer darum, der Schnellste auf der Strecke zu sein. Wichtiger ist es, sich die Kraft bis zum letzten Moment einzuteilen. Was zählt, ist das technische Können. Denn es geht darum, das Motorrad elegant über die Hindernisse zu lenken, statt die Maschine mit 100+ Kilo über den Berg zu schieben.
2015 gab es bei Sea to Sky die ein oder andere Überraschung. Zum Beispiel hat sich Kirsten Landman, eine junge Fahrerin aus Südafrika, ihren Platz in der Geschichte erobert: Als erste Frau kam sie in der Goldklasse auf den Gipfel des Tahtali. In diesem männerdominierten Sport sind das die Ereignisse, die begeisterte Hobby-Fahrerinnen wie mich motivieren, dabei zu bleiben bei dem, was wir über alles lieben: Extreme Enduro und eine Reise um die Welt auf dem Motorrad.
Weitere Reiseinspirationen auf unserer Blog-Seite